Mittwoch, 13. April 2016

Glaube mir, daß eine Stunde der Begeisterung mehr gibt als ein Jahr gleichmäßig und einförmig dahinziehenden Lebens.

Und plötzlich wird es wieder so still. Kein Wort von mir Tagelang, wo vorher beinahe andauernder Informations(über)fluss war. Ob was passiert ist? Nein, nur die Realität ist zurückgekehrt. Das Versagen. Das Zweifeln. Das Aufgeben wollen. Kurz: das Studium. Eben jenes Studium, was ich in Musterzeit, ohne Musternoten abschließen wollte. Das böse Wort "Regelstudienzeit", das über jedem Kopf der halbwegs bemühten Studenten schwirrt. 180 bei uns sogenannte Creditpoints, pro Kurs gibt es etwa 4 davon. Im Schnitt ergibt das gute 45 Kurse, die circa 4 Wochenstunden a 90 Minuten haben. Also 180 "wöchentliche" Kurse aufgeteilt auf 6 Semester, die ungefähr drei bis vier Monate haben, zuzüglich mindestens zwei Mathe-Blätter pro Woche, 200 Seiten verschiedener Philosophiebücher, Zwischenprüfungen und Tests und drei Praktika a vier Wochen. Achja und dann die Klausurvorbereitung, das Hausarbeiten und Essay schreiben in der sogenannten vorlesungsfreien Zeit. Nur um dann, wenn man das alles hat, die mündliche Bachelorprüfung und die Bachelorarbeit zu schreiben. Währendessen. Irgendwo. Und dann soll mir mal jemand sagen, dass Stundenten faul sind. Dass sie nur trinken und Party machen. Jeder, der das schafft, gerade in den "unmöglichen" Fächern, wo Mathe nunmal zugehört, ja, vor denen ziehe ich meinen Hut und verkünde meinen größten Respekt.

Diese Woche begann mein sechstes Semester. Das letzte des Bachelors. Es stehen also die mündlichen Prüfungen und die Arbeit an. Und "nebenbei" 34 Wochenstunden Uni. Nach diesem Semester habe ich alle Kurse, die man in Mathe, Philosophie und Pädagogik braucht, abgeschlossen. In Philosophie mit bestnoten, den Rest nur mit Notwendigkeit. Ich habe es geschafft und dann stand ich vor dem Prüfungsamt, wo ich meine mündliche Prüfung anmelden müsste und laß eine Nachricht von C., die mir die ganze Nacht durch den Kopf gegangen war: "Du hast 34 Wochenstunden?! Hast du schon mal etwas von Lebensqualität gehört?". In diesem Moment wurde mir etwas klar. Ich steckte die Anmeldungsformulare zurück, ging die Treppe hinunter und raus.

Ich könnte. Ich könnte mich für die Prüfungen anmelden, meine Bachelorarbeit in sechs Wochen schreiben und am 30.11.16 als fertiger Absolvent da stehen. Oder ich mache dieses Semester alles, was ich brauche. Und nächstes, im verfluchten siebten Semester schreibe ich meine Bachelorarbeit mit Spaß, mit Freude an jeder Seite meines Philosophiebuches. Mache eine mündliche Prüfung auf die ich mich vorbereitet habe, indem ich jeden Menschen, der mir im Leben begegnet damit vollquatsche. Eine meiner besten Zeiten im Leben war die Arbeit an meiner Facharbeit in der elften Klasse. Seitdem hat mich keine wissenschaftliche Arbeit mehr so begeistert wie diese. Und wenn wir nicht für Begeisterung leben, wofür dann?

Ich könnte fertig werden. Aber ich will nicht. Ich will es genießen. Ein Semester herumzulaufen und sagen: Ich bin eigentlich fertig, aber ich schreibe gerade die beste Arbeit meines Lebens. Ich möchte Zeit haben ein Buch zu lesen, ohne Zwang. Ich möchte wirklich jung sein. Ich möchte, dass man aufhört uns wie Maschinen zu behandeln. Und verflucht, was will ich mit 23 an einer Schule? Grundsätzlich mit Schülern verwechselt werden? Vielleicht lerne ich Spanisch oder belege Bienenkunde. Vielleicht mache ich einen Theaterkurs, nur um festzustellen, wie schlecht ich mich verstellen kann. All diese Möglichkeiten bietet meine Uni und noch viele, viele mehr. Und niemand kann mich davon abhalten diese zu nutzen. Niemand, außer ich.

4 Kommentare:

  1. Murmeltier empfinde ich auch als recht positiv. Sich ins Bett murmeln...etwas schönes murmeln...und vor allem mag ich diese Tierchen wirklich recht gern. <3

    Ich danke dir für deine Worte. Und danke für diesen wundervollen Text. Du hast sowas von recht. Genieße die Möglichkeit ohne Zwang studieren zu können. Etwas Zeit nutzen zu können. Ich hab jetzt 3 Semester völlig verkackt, weil ich keinen Durchblick hatte, keinen Plan, ständig im Kopf versunken. Jetzt mit 23 kapier ich endlich, wie es um was geht und darf ordentlich reinstrampeln um das Studium in Maximaldauer (8Semester) abzuschließen. Neben 2 Jobs und meinem Pferd und dem Drang alles einfach hinzuschmeissen.
    Genieß es Denise. Was glaubst du wirst du diesen Sommer genießen können, wenn nur noch die Arbeit zu schreiben ist? =)

    In Liebe...Nanouk

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  2. "was ich in Musterzeit, ohne Musternoten abschließen wollte" das war genau mein motto auch - weltklasse, da weiß jmd. wie der hase laufen muss :p
    (wobei mit der umestellung auf bach/master inzw. eine weniger kluge ents., da ja nur noch die note zählt fürs weitermachen-.-)
    " Eine meiner besten Zeiten im Leben war die Arbeit an meiner Facharbeit in der elften Klasse." auch wieder volltrefer! (okay abschlussarbeit im studium war noch bessa aber das kannst du ja noch ne bewerten weils erst noch kommt :p) welches thema hattest du da? ich hatte öffentlichkeitsarbeit (PR) :p
    "was will ich mit 23 an einer Schule? Grundsätzlich mit Schülern verwechselt werden? " wow das trifft ja wieda voll den richtigen ton heute! war auch einer der gründe für mich erst auf lehramt zu studieren - und es hat funktioniert^^
    die entscheidung lässt sicha auf sicher vertreten ;) sind übrigens bei mir auch paar semester mea als geplant geworden^^ (stört au niemanden)

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    1. warn 10 semester, aber davon 1 urlaubssemester wg krnakheit/kl., also 9 fachsemester, also regelstudienzeit^^ liegt halt dadran das grundstudium in 3 fertig war, in duisburg konnte man halt die 33 klausuren in 3 schaffen, wenn man eben kein leben neben der uni brauchte^^ und danach in mainz gings dann erst bergab - inkl. dem was du machen willst, also zu seminaren angemeldet, die ich net brauchte, aber wo ich einfach lust zu hatte und dann 1 semester nur hausarbeiten geschrieben, völlig nutzlos, aber nich sinnlos :p (und das halbe hauptstudium musst ich ja auch nochma neu machen+1 sem. wg a-&b-teil in klausur verwechselt.. also wär au in 7 semestern möglich)
      das einzig gute am bachelorsystem is doch, dass aufgrund der internationalisierung also der sprachumstellung von deutsch auf engl. in vielen studiengängen jezz die ausländer auch vermehrt kommen können (weil kostenloses studium hier während woanders 5-/6stellig) leider wird dann zu wenig getan, dass die dann auch hier bleiben, weil das geld lieber am sozialstaat und anderen ausgaben verbrannt wird-.-
      ich geb dir aber recht, z.b. der magister wurde ja total totgemacht, dabei war der noch flexibler als das diplom, weil du konntest ja 3 studiengänge völlig beliebig wählen/kombinieren, und einfach auch der studienverlauf war ja viel flexibler gestaltbar, ich durft ja dann scho gar ne mea entscheiden wann ich wlechen kurs belege in mainz, also völlig autokratisch-.-
      vll. kannst du das ja au mal in einem post beantworten, aber das interessiert mich sehr: was ist liebe? (im schopenhauer'schen sinne, aber au gerne im eigenen vergleich)

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  3. Ja, das ganze Lied ist toll "Bist du noch wach" von Scheibsta und die Buben. Ihr Lied "Gerda" ist auch genial. Btw. Gerda ist so ne olle Dame, die Sonntag nachts im Radio die Strene für dich liest blablabla ;)

    Und dass du Gruni gegoogelt hast, muss dir ja nicht leid tun. An und für sich finde ich seine Theorie über Organisationskommunikation sehr spannend. Nur, du kennst es vielleicht, Wissenschaftler nehmen es sich vor, immer möglichst kompliziert und komplex zu schreiben, sodass wahrscheinlich nicht mal mehr sie selbst wissen, was sie meinten. Sehr interessant fand ich auch die Feldtheorie nach Bourdiei - die kennst du bestimmt auch aus der Philosophie.

    Naja, wir haben 8 Semester Zeit ein Studium abzuschließen, ansonsten falln Studiengebüren an, die circa 400€ im Semester ausmachen. Und ich würde es ganz gern dann mitn Bachelor geschafft haben.
    Hast du eigentlich vor, auch den Master zu machen?

    Ein Job ist sicher fein. Ich arbeite ja ständig zwischen 12-35h in der Woche neben dem Studium und es geht mir gut damit, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe auszubrennen. Vor allem schätzen es Arbeitsgeber sehr, wenn man schon etwas Erfahrung vom Haifischbecken da drausse hat. Vlt findest du ja ne Teilzeitstelle in einem Hort/Nachmittagsbetreuung. Finde ich vor allem für LehrerInnen immer ganz wichtig zu sehen, wie Kinder eigentlich ihre Freizeit gestalten müssen, bzw. wie Lehrer/Schüler ihre Freizeit beeinflussen. Positiv, wie auch negativ. =) Das ist vielen oft gat nicht bewusst =)

    Ach Denise, ich mag dich so gern =)
    Und irgendwie ist es schön zu sehen, dass wir beide doch irgendwie erwachsen werden, über uns hinaus gewachsen sind. Oder hättest du dir gedacht, dass wir heute da sind, wo wir sind, wenn wir uns unsere Einträge von 2012 durchlesen?

    Ich wünsche dir alles Gute <3

    In Liebe...Nanouk

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