Montag, 15. Mai 2017

Alles rauscht vorbei. Und wir sind Rauschen.

Oh gott, ich habe mich ewig nicht gemeldet. Und das obwohl ständig was passiert. Eben weil ständig was passiert. Im einem Moment lache ich, im nächsten weine ich, im übernächsten verkrieche ich mich unter die Decke, nur um dann zu überlegen, wie man diese gottverlassene Welt noch retten kann. 7,8% hat die AfD im westlichsten aller Bundesländer bekommen, soviel zum rechtsversifften Osten. Klar, es ist es nicht zweistellig, aber es ist gottverdammte Scheiße. In welcher Welt leben wir in der meine Generation genauso häufig AfD wie die Linke wählt. Wir sind die Generation, die keinen Krieg erlebt hat (nicht direkt zumindest). Wir sind die, die sich offensichtlich nicht mehr vorstellen können, was Rechtsextremismus zerstört. Und jetzt komm mir keiner mit "So rechts ist die AfD gar nicht.". Es steht fest, dass ich nun in einem Bundesland lebe in dem die AfD die viertstärkste Partei ist. Da freu ich mich glatt über die Ergebnisse der FDP, damit die (oder die SPD) die stärkste Oppositionspartei ist. Ich bin allerdings gespannt, was dann die neuen Regelungen für Lehrer aus Düsseldorf sind. So weit weg und alles bestimmen, das macht doch total Sinn.

Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich mich nicht so lange gemeldet habe. Es ist viel mehr die Zeit, die sich von mir verabschiedet oder mich ständig in den Schlaf schickt, weil es doch schon wieder viel später ist als gedacht. Es liegt daran, dass meine Bachelorarbeit sich verhält wie ein Menschenkind und lieber 9 Monate in meinem Kopf heranwachsen will, anstatt einfach geboren zu werden. Prof B. und ich haben nach zwei monatiger, sehr verzweiflter Recherche bezüglich Shakespeares Sekundärliteratur das Thema abgewandelt und ich behandele jetzt das Wintermärchen unter den Kinderanalysen Freuds. Das ist widerum so abgefahren, dass ich nicht weiß, ob das Thema mich nicht mit einem großen Bissen frisst. Aber Prof. B. ist einfach unglaublich. Er hat sich einfach mal so 50 Minuten für mich Zeit genommen um 18 Uhr, damit ich nicht aufgebe. Damit ich die bestmöglichste Note hervorbringen kann. Ich bin froh, dass er zumindest nächstes Semester immernoch da ist und hoffentlich auch bis zum Ende meines Masters. Leute wie er, Leute mit Meinung, mit Haltung fehlen einfach im universitären Arschkriecherleben.

"Aber schreiben Sie bitte eine gute Bachelorarbeit, ja?", sagt er während ich hinausgehen will. "Habe ich vor, aber wieso interessiert das Sie eigentlich?" - "Naja, ich muss bald meine Habilitationsschrift schreiben und Ihr  Thema liegt auch innerhalb von meinem [er macht einen allgemeineren Vergleich zwischen Shakespeare und Freud]." - "Da hoffe ich aber, dass ich wenigstens in einer Fußnote erwähnt werde, wenn ich Ihnen schon Inhalte liefere" - "Ich kann natürlich nur Personen zitieren, die einen gewissen akademischen Ruf haben oder eben einen bekommen könnten", sagt er und ich weiß, was er meint. Und dann fällt vom Himmel ein schweres Stück Metall auf dem "Lehramt" steht.

Inzwischen habe ich angefangen bei C&A zu arbeiten, da das Schauspielhaus mich einfach nicht wollte. Ich bin nunmal nicht der modeaffinste Mensch, den man finden kann, demnach gucke ich die Kunden meist ratloser an als sie mich, aber vielleicht kommt das mit der Zeit. Hauptsache ich kann diese Wohnung und einen halbwegs anständigen Lebensstil (also 3-4 Bücher und zwei Pfund Kaffee pro Monat) finanzieren.

Dann habe ich mit dem Unisport angefangen und die Kurse erinnern mich sehr an mein Fitnessstudio früher und alle die schon so lange lesen,werden wissen, wie sehr mich das freut. Aber es nimmt mir halt auch wieder Zeit, die ich sowieso nicht habe.

Jetzt muss ich für mein morgiges Philosophieseminar noch "Sein und Zeit" lesen. Also wirklich, ich liebe die Philosophie, aber Heidegger muss man doch nicht lesen. Oder ich bin einfach zu dämlich.

2 Kommentare:

  1. So schön wieder von dir zu hören, ich hab vor allem in letzter Zeit wieder viel an dich gedacht und immer wieder rein gschaut, ob du was Neues zu berichten hast.
    Ich freue mich, dass bei dir so viel los ist und deine Ziele in greifbarer Nähe kommen. Ich wünsche dir das allerbeste dafür.

    Und joa, Jobs wie bei C&A kenne ich (ich hab mal bei Depot gearbeitet - in der Vorweihnachtszeit - wo Menschen so viel Geld für Weihnachtdeko ausgegeben haben, wie ich in dem Monat verdient habe...) aber das stärkt und prägt einen, und man kann sehr viele positive Eigenschaften aus diesen Jobs, die einen nicht liegen, herausnehmen. Du packst das =)

    Das mit der AFD hab ich verfolgt. In Österreich siehts nicht gerade besser aus mit der FPÖ, die ja schon länger solche Zustimmigkeiten genießt. Im Oktober sind bei uns Neuwahlen und wir steuern auf eine rechte Regierung zu...das motiviert einen weiter zu machen (Achtung Sarkasmus)

    Ich wünsche dir das allerbeste und hoffe bald wieder von dir zu hören
    In Liebe...Nanouk

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  2. Sein und Zeit.....wie sehr verlor ich mich darin. Doch vielmehr trieb mich Sartre an. Inzwischen habe ich die Existenzialisten zwar nicht auf die Seite geschoben, aber ich lese sie kaum noch. Und doch bin ich immer wieder auf der Suche nach dieser verlorenen Zeit.

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