Sonntag, 2. Dezember 2012

Immer da - soweit weg.

"Was bist du eigentlich schon wieder so 'durch'?", fährt mich eine Freundin an.
"Wieso bin ich durch?", frage ich absolut nichtswissend.
"Du willst alleine sein, versetzt T. ständig. Sag nicht, das ist immernoch wegen A. Das wäre etwas lächerlich.", sie lacht, weil sie glaubt, dass ich jemand anders bin. Das glaubt nämlich jeder.
"Nein, Quatsch. Wieso sollte es an A. liegen? A. und ich sind und waren immer nur Freunde. Außerdem haben wir momentan eh nicht soviel miteinader zu tun." Lüge über Lüge kommt aus meinem Mund. Außer, dass wir uns nicht sehen/hören, das ist schmerzhaft wahr.
"Ist auch besser so für dich. Der Kerl hat sie nicht alle. Der ist einfach total kaputt im Kopf. Nur Pc und Alleinsein, so kann man nicht leben." Besser als mit deinen Worten, besser als mit den Worten von allen Menschen. Du bist so unglaublich widerwertig. Ich schlucke es, nicht angreifbar machen.
"Wenn du meinst. Ich meine, du kanntest ihn ja auch nie richtig.", ich versuche zu lächeln, aber Eis taut so schnell nunmal nicht.
"Ach, Denise, weißt du, ich will ihn auch gar nicht kennen. Er ist absolut nicht mein Typ und so wenig wie er redet, ich bitte dich, da kann ja nie was laufen. Und geil sieht er ja auch nicht aus" Meint sie das tatsächlich ernst? Tut Sie. Ich dachte immer, ich bin krank, aber sie? Das ist abartig. Ich brauch gefühlte zwanzig Minuten um zu antworten, weil keiner meiner Gedanken über "Spuck sie an" oder "Schlag sie, schlag ihr mitten in die Fresse" geht.
"Finds ja total toll von dir, wenn du einen meiner Freunde beleidigst." Wenn du wüsstest, dass ich ohne ihn gar nicht da wäre. Nicht mehr da wäre.
"Ach Freunde, komm schon, ihr trefft euch nichtmal. Ihr habt kaum Kontakt. Wisst ihr überhaupt eure Lieblingsfarben?" Sie lacht. "Das nennst du doch nicht wirklich Freundschaft?" Wieder dieses Lächeln von ihr. Der Wunsch nicht mir sondern ihr irgendetwas scharfes in den Körper zu stoßen. Jeder ihrer Schüsse trifft, das bereits dünne Gewebe, trifft mitten ins Herz.
"Weißt du, ich nenn es auch nicht Freundschaft, wenn man sich in der Stadt trifft und so tut, als würde man sich mögen. Ich nenn es auch nicht Freundschaft, wenn ich hunderte Gedanken erst überdenken muss, bevor ich zu dem Entschluss komme, dass es nicht gut ist, dir mitten ins Gesicht zu schlagen. Weißt du, ich nenn es Freundschaft, wenn man füreinander da ist, genau dann, wenn man wochenlang nichts voneinander gehört hat. Ich nenne es Freundschaft, soviel übereinander zu wissen, dass man nicht einen Steckbrief über einander schreiben , sondern die Person ins Herz schließen kann. Und übrigens, seine Lieblingsfarbe ist schwarz." Ich drehe mich um, laufe weg. Ich renne nicht, auch wenn ich es am liebsten wollen würde. Er wäre für mich da, verdammt. Er würde mir helfen, wenn ich wollte. Ganz bestimmt. Auch wenn wir seit 4 Wochen nichts voneinander gehört haben. Er ist gesund, so wunderschön gesund. Und deshalb kann ich nicht zu ihm. Aber ich weiß, dass er da ist. Er wird immer da sein. Auch nach hunderten Wochen.

2 Kommentare:

  1. Deine Antwort war genial. Ich hätte zu gern ihr Gesicht gesehen.

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  2. es ist ein großes lob, dass meine texte dich berühren. ich weiß auch nicht, wieso sie es tun, aber irgendwie ist es ein schöner gedanke.

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