Räume meine Kindheit aus. Wohne seit knapp einer Woche in meiner Wohnung, mit Anna zusammen, einer meiner besten Freundinnen. Meine Mutter möchte mein Zimmer leer haben. Als hätte es mich nie gegeben. Keine Sachen fürs Wochenende, keine Nacht der Ferien. Alles muss raus. Und das ist auch okay. Meistens.
Zerbreche an meinem eigenen Ich. An meinem vergangenen Ich. Lese Texte über Selbstmord, die sieben Jahre alt sind. Da war ich 13. Wollte immer A. die Schuld geben an meinem verkorksten Ich. Wollte jemand anderem die Schuld geben, dabei bin ich so geboren: zweifelnd, am Boden, aber nie aufgebend. Ich finde es aus meiner jetzigen Sicht möglich zu begreifen, wie man mit 13an Suizid denkt. Ich finde es schwer zu verstehen, wieso ich mit 13 an Suizid dachte. Versuche mich zu erinnern, fühle mich aber als hätte es die Zeit nie gegeben. Vielleicht hat der Alkohl mir inzwischen auch all meine Erinnerungen genommen. Vielleicht habe ich sie aus Selbstschutz auch einfach verdrängt. Schon damals viel geschrieben, alles festgehalten, nur nie das Übel selbst. Haufenweise Abschiedsbriefe, ewig viele Pläne, wie es hätte zuende gehen sollen, aber wohl nie den richtigen gefunden.
Vor 6 Jahren war es eine grundlegende Deprimierung. Ich hatte alles, was man mit 13 braucht. Freunde, die, naja, nunmal damals ausreichende Freunde waren, keine Narben, Gesundheit, damals war noch niemand gestorben. Die besten Noten. Sogar so einen 6te Klasse FreundFreund. Doch beginnen viele Einträge im Tagebuch damit, dass mein Leben ein Fehler ist.
Glaubt ihr, man kann so sehr in einer anderen Welt leben, dass man sogar sich selbst belügt? Ich erfinde Menschen in meinem eigenen Tagebuch. Ich erfinde sie, damit ich geliebt werde, Zuneigung bekomme. Klingt irgendwie traurig. Vielleicht sollte ich das nicht weiterlesen, das alles. Fühlt sich an, als würde ich ein fremdes Buch lesen.
Ich war 13 als ich mich das erste Mal geschnitten habe. Ich war 18 als ich mich das letzte Mal geschnitten habe. Wenn mich heute morgen jemand gefragt hätte, ich hätte geschworen, dass es niemals mehr als 3 Jahre gewesen wären. Wie die Zeit im Loch vergeht. Entschuldigt, das Post macht wohl wenig Sinn.
Wie sehr Ich dich verstehe
AntwortenLöschenErschreckend wenn man Dinge liest, die das frühere ich wieder zu Licht bringen, lass es verstauben, irgendwann ist's endgültig weg. (Oder spiele mit dem Feuer, tat mir besonders gut haha) nun erwartet dich ein neuer Abschnitt, ein neuer Ort, der dein Leben irgendwo im Zaun hält, fülle es mit neuen Erlebnissen und mit so viel Sonnenschein, lachen und all dem, was unsere Herzen höher schlagen lässt. Ich schick dir eine warme Umarmung.
AntwortenLöschenDu bist stärker geworden. Realistischer. Du hast gelernt dich selbst kennen zu lernen.
AntwortenLöschenUnd irgendwann wenn du stark genug bist, wirst du es schaffen, diese Zeiten für immer abzuschließen und auch das Zeug wegzuwerfen, zu verbrennen und ein kleiner Teil dieser Gedanken wird gehen und niewieder kommen.
Ich kenne das. Auch ich habe solche Tagebucheinträge. Ich bin sichtlich stärker geworden als vor einem Jahr, aber ohne Hilfe eines Freundes hätte ich das nicht geschafft.
Uh, das mit deiner Mutter hört sich an, als könnte sie noch nicht damit umgehen, dass du gehst. Ich kenne das von meiner Mutter. Ich bin auch quasi geflohen von zu Hause, aber irgendwann muss und WILL man sich ein eigenes Leben schaffen. Und oftmals ist es so, dass die Beziehungen zu Hause dann wieder leichter fallen.
Hast du eigentlich Geschwister?
In Liebe...Nanouk
kenn das. muss auch alles von zuhause abholen. hab schonmal alles weggeschmissen (wegschmeissen müssen) aus kindheit :/ echt unschön. aber hat sich nochma wieda soviel angehäuft-.- diesma solls aber ne weg... so deprimierend (leben als fehler) warn meine einträge nie... vll gabs einfach sogar do zu viele schöne und interessante frauen in meinem umfeld, die meine worte und gedankend avon abzubringen wussten^^
AntwortenLöschenFür deine Gedanken brauchst du dich nicht entschuldigen....ich kenne das selber wenn sie keinen Sinn zu ergeben scheinen. Auf den ersten Blick zu mindestens. Manchmal steckt hinter sowas eben doch mehr....
AntwortenLöschenIch habe auch viel Tagebuch geschrieben, weil ich sonst immer das Gefühl hatte zu platzen, weiß nicht irgendwie Ordnen...oder floh, wie du anscheinend in eigene, auch schöne Geschichten
Sehe es als neuen Start für dich und versuch die Sonneseiten an dich ran zu lassen.
Fühl dich gedrückt,
Sumino
Liebe Denise.
AntwortenLöschenIch weiß gerade gar nicht genau wie ich meine Worte fassen soll.
Ich selbst räume gerade mein Zimmer leer, und stehe genau dort. Genau wo du bist. Und sehe plötzlich wie groß das ist. Wie sehr. Wie viele Zettel, Tücher, Klingen, Scherben, Scheuerpapiere, eigens gekaufte Hemden und Stulpen an den unglaublichsten Orten auftauchen. Als habe mein Leben aus nichts anderem bestanden. Glaubst du daran, dass Dinge anders werden? Dass es nach solchen, solchen Dingen, solchen Texten noch anders werden kann? Wird? Ich fühle mich merkwürdig. Und gerade fühle ich mich nicht mehr allein, weil du, weil du das hier geschrieben hast. Ich weiß gar nicht was zu tun ist. Ich habe Kisten zugeklebt und weggepackt. Ich kann sie nicht fortschmeißen. Nicht ganz. Ich weiß nicht was es ist. Aber es ist wie, das ist mein Leben. Egal wie, das kann nicht weg. Bloß weggesperrt sein. Ich kann mich nicht formulieren, aber gerade fühle ich mich weniger allein. Danke weißt du. Ich wünsche dir, mir, uns, irgendwem, dass das ein Punkt ist, wo es anders werden kann. Dass diese Momenteschleudern und Zeitmaschinen bloß Klarheit bringen und keine Rückflüge. Ich umarme dich. Du bist gut.