Mittwoch, 2. Dezember 2015

Es beschleicht mich wieder das Gefühl, fragt mich leise was ich wirklich will. Und dann schickt es mich in den April und sagt "Ha'm wir nicht da!" Das Gefühl ist wie der letzte Schrei, kaum verschwindet es und geht vorbei. Dann verlacht man es und denkt dabei "Ach wie dumm ich doch war."

Momentaner Standpunkt: Ra. ist irritiert, wieso ich nicht sauer auf ihn bin. Ich hab ihm versucht zu erklären, dass ich mir jeden Tag selbst schlimmeres an den Kopf werfe und der Grundgedanke "Ich bin nicht (gut) genug" mir nicht fremd ist. Das widerum führt dazu, dass er sich Sorgen um mich macht. Soll ich mal ehrlich sein? Es gibt Tage in diesem Semester (seit der bestandenen Mathe-Klausur), an denen ich glücklicher bin als vielleicht jemals zuvor. So als hätte ich plötzlich gelernt, die kleinen Dinge im Leben zu lieben. Natürlich ist das nicht jeden Tag so. Aber beispielsweise jeden Mittwoch, da habe ich ein Seminar mit dem Titel "Moralischer Perfektionismus: Von Nietzsche bis Cavell" und eigentlich lesen wir Shakespeare und dann Cavell der über Shakespeare schreibt und wieder Shakespeare usw.  Es ist ziemlich viel zu lesen, aber ich glaube damit komme ich klar. Auch, wenn deshalb einige andere Seminare zu kurz kommen, aber auch das ist okay. Was das Seminar aber so besonders macht, sind die Menschen. Vor allem der Dozent. Ein etwa 28-jähriger Dozent, der Nietzsche, Kirkegaard und Cavell verliebt ist. Und vielleicht auch ein wenig in sich selbst. Aber dies wenig genug. Sehr gebildete Menschen haben einen Effekt auf mich, der mir nur selten begegnet, weshalb ich ein Problem damit habe, damit umzugehen. Besonders in direkten Gesprächen. Auch, wenn diese Beschreibung gerade klingt, als wäre ich von meinem Dozenten ergriffen, denke ich, ist es eher eine Art der Bewunderung und die Auseinandersetzung mit Sexualität in Shakespeares Dramen, die mich vielleicht phantasieren lässt.

Manchmal glaube ich, dass Maxi und ich uns gegenseitig warmhalten. Versteht ihr? So als Plan B, der eigentlich immer Plan A war. Er war letzten Samstag mit seiner Freundin Va. auf der Geburtstagsparty von meiner Mitbewohnerin und mir. Und dann hat Va. vorgeschlagen, dass Maxi und ich doch mehr miteinander machen sollten. Ich stelle für sie keine Gefahr dar. Entweder, weil sie weiß, dass Maxi nie etwas mit mir anfangen würde, oder sie ist gutgläubig. Beides irgendwie sehr unwahrscheinlich in heutiger Zeit, wie ich finde. Natürlich finde ich das eine sehr unterstützenswerte Idee. Nur fehlt mir leider beinahe durchgehend die Zeit dazu. Einfach, weil ich ständig mit meiner Nase in Texten und Büchern hänge. Dennoch war es schön ihn wiederzusehen. Schön, dass er noch immer Zeit für mich hat.

Und er, er ist überall. Mir ist mal aufgefallen, dass ich ihm nie einen Namen gegeben habe. Also G. Er ist der Philosoph, der mich ignoriert. Der mich zum lachen gebracht hat. Der, bei dem ich dachte, wir verstehen uns ganz gut. Der Anti-Ra sozusagen. (Ihr erinnert euch bestimmt?) Und jede Woche sehe ich ihn mindestens zweimal. Wir haben zwar keine Überschneidung im Stundenplan, kein Seminar zusammen, aber er ist Raucher. Und jeden Donnerstag und Montag, wenn ich in mein Philo-Gebäude laufe, sehe ich ihn. Er steht da, unfassbar gutaussehend und grinst ganz kurz, während er angestrengt wegguckt. Nicht, dass ich mich in der Hinsicht viel Erwachsener verhalten würde. Es ist eher eine Art Spiel zwischen uns. Wir schauen hin zum anderen in der Hoffnung, dass der andere auch schaut und doch mit dem Wunsch, dass man in Ruhe gucken kann. Wir haben seit über 3 Monaten nicht miteinander geredet. Vielleicht würde es auch noch unerträglicher machen, wenn wir reden. Wenn ich anfangen würde, ihn wirklich zu vermissen. Wenn ich Gefühle entwickle. Denn bei vielen meiner momentanen Begegnungen mit männlichen Wesen ist eher ein subtiles Interesse, eine Neugierde, als müsste ich noch irgendwas entdecken.

1 Kommentar:

  1. also das mit dem klonen und kunst&moral würden mich vom titel total gar nicht interessieren, aber die anderen zwei titel mit kant insb. moralphilosophie & grundl. ethik würden mich mea interessieren, aber ich versteh schon das manche ja z.b. auch auf die zeiten schauen (paralellelkurse oder montagsabends auf keinen fall bis 8).. wobei einführung in die praktische philosophie kants klingt au scho wieda nice. nur das mit dem dozent und dem artikel (der/die) irritiert mich jezz..

    klingt ganz spannend eigentlich die kommunikation im dritten absatz...

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