Montag, 4. Juli 2016

Es ist ganz einfach: Wir können nicht verlieren, wenn wir jeden Verlust als Erfolg definieren.

Ich stehe neben C., da wir wie immer mindestens 20 Minuten zu früh für das Seminar im Raum sind. C. hat überragende 5,5 Stunden und ich 4 Stunden geschlafen. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, ob einer von uns den Tag wach übersteht. Wir setzen uns an den zweier Tisch. Dann sehe ich sie an und sage: "Ich glaube, ich zieh den Tisch da noch ran. Dann kann Philipp auch bei uns sitzen." - "Das wäre zumindest sehr nett von dir", sagt sie und lacht. Ich frage mich in dem Moment, warum ich das überhaupt ausgesprochen habe, anstatt es einfach zu tun. Wir saßen also in einer Viererreihe, C., Ich und meine Tasche, die jemandem den Platz frei hält.

Ein Kommilitone kommt und fragt, ob der Vierte Platz frei sei und ich antworte nur "Also den hier brauch ich", was C. mit "Der da ist aber frei", ergänzt und erneut lacht. "Was ist denn los mit dir?", fragt sie in dem Moment, in dem ich Philipp im Augenwinkel sehe. "Ich habe vier Stunden geschlafen, ich bin nicht topfit", sage ich während Philipp sich neben mich setzt und grinst: "Dafür siehst du aber echt gut aus". Ich fange sofort an mit ihm zu reden. Wie ein Damm der bricht. Darüber, dass er in der dritten Reihe sitzen muss, weil ich immer gerne vorne bei Prof. B. sitze. Darüber, dass ich heute mein zweites und damit letztes Essay abgegeben habe. Darüber, dass er gar nichts schafft, da er noch an einer Hausarbeit im letzten Semester sitzt. Ich war kurz davor zu fragen, ob wir nichtmal zusammen Arbeit aufschieben sollen.

Während des Seminars sieht Philipp ein paar Mal zu mir herüber und in dem Fall, dass ich es bemerke, lächeln wir beide. Ich frage mich, ob ich mir den ganzen Kram wieder einbilde. Nach dem Seminar höre ich plötzlich einmal einfach auf zu denken: "Hast du vielleicht Lust mal einen Kaffee trinken zu gehen?" Beinahe hätte ich mich vor mir selbst erschrocken. Er sieht mich an, grinst kurz und runzelt die Stirn. "Wann denn? und vorallem wo denn?" Ich muss grinsen. Genau in diesem Moment dachte ich mir, dass ähnlich dumme Fragen auch von mir einer solchen Situation kommen könnten. "Naja, an der Uni vielleicht, in einer Freistunde?" - "Ich habe keine Freistunden", sagt er und ich hatte es eigentlich schon abgehakt. Gedacht, natürlich, sag doch einfach Nein. "Aber vielleicht reden wir da nächste Woche nochmal drüber, wenn Prof B. nicht 20 Minuten überzogen hat?", fragt er und grinst entschuldigend. Ich lächele zurück, merke erneut wie ich diese zerstörerischen Stimmen in meinem Kopf hasse und bin gespannt auf den nächsten Montag.

Ich hab Hoffnung. Klingt verrückt, weiß ich auch. Es war keine eindeutige Antwort und das alles kann immernoch im Ausweichen enden, das ist mir klar. Aber es ist mir ehrlich gesagt auch scheißegal. Selbst wenn ich jetzt nur diese eine Woche mit der Hoffnung herumlaufe, dass ich ihn außerhalb des Seminars sehe, habe ich immerhin diese Woche. Aber ich will das. Ich will was mit ihm machen. Ich will ihn besser kennenlernen. Und wenns schief geht, gehts schief. Dann heule ich euch halt wieder voll. Aber Chancen sind da um genutzt zu werden und dieses eine Mal werde ich mir nicht nachsagen lassen, dass ich es nicht probiert habe.

3 Kommentare:

  1. wenn ich diese modewort "prokrastination" schon höre-.-.- wie kann jmd nur auf die idee kommen sowas zu definieren, wortschatzgift. es gibt nichts gutes, außer man tut es :) so.
    du erarbeitest dir verdammt viele chancen, mein gehirn kann ne mea folgen bei so vielen charakteren, die zuneigung erwiderten. bei maxi hat mein gehirn aufgehört zu zählen, das muss am "innigsten" gewesen sein^^.. naja dann, viel erfolg! und nein, denke ne, dass seine antwort distanzierend/abweisend war, eher so logisch/überrascht. vg

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  2. Wow, Denise, was sind das für Töne von dir?
    Ich bin sehr stolz auf Dich und drücke dir die Daumen!
    Aber seien wir mal ehrlich, jeder kann sich Glücklich schätzen und stolz auf sich sein, wenn du ihnen einen Kaffee anbietest! :)

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  3. Meine Liebste, du bist so wundervoll.
    Schreibst mir immer wieder obwohl mir die Kraft dazuz fehlt irgendjemanden Aufmerksamkeit zu schenken.
    Zuallererst. Bier und Whiskey mag ich am liebsten. Und ja, vor allem irischer Whiskey. Meine Lieblingsbar ist ein Irish Pub, das von zwei Iren geführt wird und ich spare mittlerweile für einen Auslandsaufenthalt in Irland.

    Und nein, ich weiß nicht was los ist. Ich habe das Gefühl momentan alles zu verlieren. Also nicht im Sinne nicht mehr zu finden, sondern im Spiel. Ich verliere im Moment gegen das Leben. Ich weiß nicht mehr,was zu tun ist. Ich weiß gar nichts mehr. Ich rede und rede und rede, aber nichts ergibt Sinn, weil ich Angst vor allem habe. Ich will und will und kann doch nichts annehmen.

    Deine Berichte lesen sich wundervoll. So hoffnungsvoll und erwachsen. Ich würde mit dir sofort einen Kaffee trinken gehen wollen <3
    Ich bin gespannt, wie es mit diesem Philipp weitergeht....und mich überrascht es einen vollen Namen zu lesen :)

    Ich drücke dir die Daumen <33

    In Liebe...Nanouk

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