Ich bin die beste Version von mir selbst, die es bisher gab. Ich bin fast sowas wie selbstbewusst; ein Wort das ich vor langer Zeit eher als meinen Gegenteil beschrieben hätte. Und dennoch gibt es Dinge, die mich kurz in dieses hässliche Ich zurückverwandeln. Ich habe mich an einem Variete-Theater beworben. Ich hatte das Vorstellungsgespräch, ich hatte die Zusage vom Chef, ich war Probearbeiten und wurde abgelehnt. Ich muss dafür allerdings Probearbeit neu definieren: Auf einem Hocker sitzen und 4,5 Stunden nichts tun dürfen, weil man ja nicht die Befugnis habe. Erst war ich niedergeschlagen und dann dachte ich mir: Gottseidank. Gottseidank, weil ich nicht die Person bin, die in einem mit rotem Teppich ausgelegten Eingang sitzt. Weil ich nicht weiße Blusen mit schwarzen Hosen als Pflicht haben will. Weil Variete in meiner Sicht nichts mit Theater zu tun hat. Ja man darf vielleicht essen, aber Akrobatik ist kein Schauspiel, keine Texte, keine Gänsehautmomente, zumindest nicht für mich. Und im Moment dieser Gedanken, dachte ich: Ist das Selbstbewusstsein? Das Gefühl, dass man auch ohne kann? Das Gefühl, dass man deshalb nicht traurig sein muss, weil man weiß, dass man mehr kann. Weil man weiß, dass die Kultur nicht in gekünstelt gerettet werden sollte, sondern in echt, in authentisch. Ob das möglich ist? Sicherlich nicht durch mich, nicht durch ein paar Menschen, aber vielleicht durch viele, kleine Projekte. Vielleicht durch uns alle, die noch daran glauben.
Was in meinem Leben passiert: Vor gut zwei Wochen habe ich mich mit Marco getroffen. Es war schön. Wirklich. Auch, wenn es am Anfang etwas merkwürdig war, weil wir uns eben längere Zeit nicht gesehen hatten. Aufschlussreich war es am Ende auch nicht. Er hat mir eines seiner Geheimnisse erzählt, was ich positiv empfand, weil es nunmal was sehr persönliches war. Also, er war hatte zweimal was mit zwei verschiedenen Erstsemestern, während er Tutor bzw. Übungsleiter war, was halt nicht direkt verboten ist, aber halt auch nicht unbedingt gern gesehen. Und naja, er hat den "Fehler" direkt zweimal gemacht und das innerhalb seines Faches, was ihm im Nachhinein halt einfach dumm vorkommt. Aber, dass er mir das überhaupt erzählt ist einerseits merkwürdig, weil es, falls er bei mir landen will, sowas halt nicht so die überzeugensten Argumente sind und andererseits gut, weil er mir offensichtlich vertraut. Natürlich war ich in dem Moment wieder zu schüchtern um ein ähnliches Vertrauen entgegenzubringen.
Morgen sehen wir uns dann wieder. Wir fahren zusammen in einen Freizeitpark, 11 Stunden lang. Wünscht mir einfach Glück, dass ich verstehe was das ist. Dieses Etwas, was sich anfühlt, als würden wir alles zusammen machen, was Partner so machen. Abends Zusammen, was trinken. Freizeitpark. Zu zweit auf Parties gehen. Mir ist bewusst, dass sowas auch Freunde machen, aber er meinte selbst, beim letzten Bier, dass Freunde sich anders treffen. Anders als wir beide? Morgen wissen wir vielleicht alle mehr.
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