Montag, 1. Juli 2013

Alles ist schwarz in den Tiefen meines wimmernden, von Narben übersäten, aufgeschlitzten Inneren, wenn ich in meinem Zimmer bin denk ich ernsthaft daran mit beiden Händen gleichzeitig die Pulsadern aufzuschneiden. Das Blut mit den Händen an den Wänden zu verteilen.

Es ist 4:25 Uhr, Samstags, also schon Sonntags. P. und ich spielen "Ich hab noch nie.." während wir einen Freundestag machen wollen. Ich rede mit ihm über Maxi, darüber wie schrecklich ich mich fühle wegen Benny, wegen der ganzen Sache. Wir trinken mehr und mehr und mehr. Zu viel. Eine Flasche Rum, 2 Gläser Jägermeister. Ein Nachteil des Abnehms: Die Masse fehlt, ich vertrag nicht mehr soviel wie früher. Mal davon abgesehen, dass ich den ganzen Tag über ein Kaugummi und zehn Erdbeeren gegessen habe. Alkohol hat genug Kalorien.

Wir reden über seine Ex-Freundinnen. Wir reden darüber, dass ich Jungfrau bin und jemandem vertrauen müsste, um ihn überhaupt an mich ranzulassen. Wir haben das Maß des Alkohols überschritten und das wissen wir. Ich merke, wie seine Hand meine Taille berührt. Wie seine Hand unters Top geht, an die selbe Stelle. "Du weißt, dass du zu dünn bist.", kommentiert er sein Handeln. "Du weißt, dass das nicht zu dünn ist.", erkläre ich ihm. Er zieht mich näher zu ihm. Wir küssen uns. Er zieht sein Shirt aus, schiebt mein Top hoch. Irgendwann bleibt nur noch die Unterwäsche. Wir küssen uns. Ich merke seine Erektion an meinem Bein. Mit seinen dunkelbraunen Augen sieht er mich an. Er wird während dem hier nüchterner. "Du willst das hier gar nicht oder?" Ich lächele und zucke mit den Schultern. "Tu was du nicht lassen kannst." P. legt sich neben mich. Ich lege meine Arme über meinen Bauch, es ist mittlerweile die gewöhnlichste Bewegung.

Es war 5:08 Uhr als ich das nächste Mal auf die Uhr sah. "Zu dünn, man sieht alle deine Knochen." Mit der Hand fährt er immer wieder zwischen den Rippen und dem Beckenknochen hin und her. "Du solltest nach Hause gehen, P." "Und dann? Glaubst du wirklich, dass es dadurch besser wird?" Ich schüttele den Kopf. "Es wird niemals besser. Es wird niemals aufhören. Eigentlich hat es nichtmal Zukunft." P. zieht mich ran, gibt mir einen Kuss auf die Stirn. "Mach dich nicht kaputt deswegen. Schiebs auf mich, es war mein Fehler." Er sieht mich an als wäre er auf einer Beerdigung. Als hätte ich eine nichtheilbare Krankheit.

Man nannte sie Hure. 
Die selbsterfüllende Prophezeiung. 
Jetzt ist sie eine Hure. 
Die größte der Stadt, jeder darf mal ran. 
Niemand ist zu schlecht, niemand zu gut.
Vorurteile gibt es hier nicht, nicht bei ihr.
Selbstzerstörung ist der Zweck,
denn der Mensch, der ihr wirklich helfen kann,
ja dieser Mensch ist zu gut für sie.
Dieser Mensch sollte jemanden kennenlernen,
der ihm das zurückgeben kann.
Eine, die absolut nicht so ist, wie sie.
Denn Sie ist eine Hure.

5 Kommentare:

  1. Hey <3 Nein, solche "lass das" Kommentare Suche ich ganz sicher nicht. Mir ist es mehr oder weniger "egal" wie die leute auf sowas reagieren, ich möchte mich einfach nur mitteilen.
    Und ich kann dich voll verstehen in dem, was du mir gewchriebnen hast. Ich wünschte, ich könnte dir helfen..

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  2. Hey.
    Hm...gut verheilte Narben...ich hab mich damals am mittleren Unterschenkel im Suff mir einer Dose geschlitzt. Das ist über 6 Monate her und geblieben sind eben so dunkle Striemen. Vier an der Zahl die über Kreuz gehen.
    Die an den Schienbeinen sind schon ein Jahr alt, aber immernoch sichtbar. Obwohl ich mich nie wirklich tief geschnitten habe. Meistens nur mit einem Stanleymesser.
    :/
    Nein, es ist ganz und gar nicht mutig, weil ich das ja eigentlich nicht will. Der einzige Mensch, der meine frischen Narben bis jetzt gesehen war mein Exfreund. Um so schwieriger ist es jetzt für mich jemand anderen zu vertrauen. Wir würde R., mit dem ich mich jetzt öfter treffe, darauf reagieren?? D. hat sie ja nicht gesehen.
    Eine meiner Schwestern hat einmal meinen zerkratzten Bauch bemerkt, als ich mich gestreckt habe. Ich bin vom Pferd gefallen. Ich wusste, dass sie mir das nicht glaubte, sie sagte aber nichts...
    Aber eigentlich fände ich das schon mal interessant und vielleicht mach ich das auch mal, dass ich irgendwo hinfahre in Hot Pants und wenn jemand fragt, dann drück ich ihm die Wahrheit rein. Wie werden die Menschen darauf reagieren?
    Bei meinem Umfeld würde ich mit Vorwürfen rechnen. Vorwürfen, dass ich nur an mich denke etc..

    Ich kann dir leider keine guten Ratschläge geben, weil ich kein guter Mensch bin...aber eines weiß ich ganz bestimmt. Benutze Sex auf keinen Fall zur Selbstzerstörung. So tief kann keine Klinge greifen, wie der Schmerz sich bewusst ausnutzen zu lassen und sich ficken zu lassen, nur um sich schlecht zu fühlen. Denn wenn du dann mit einem Mann zusammen bist, den du liebst und dem du nahe sein willst, wird es immer wieder so sein, als wolltest du dich selbst bestrafen. Glaub mir, ich hab mich selbst schon mit Sex bestraft und es gibt fast nichts grauenvolleres. Tu dir das bitte, bitte nicht an.
    Hat P. deine Narben denn in dieser Nacht gesehen??

    In Liebe...Nanouk.

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  3. *mittleren Oberschenkel meinte ich.

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  4. Mh, das sagt die Richtige...Aber ich weiß, dass du weißt und dass du weißt, dass ich weiß, dass das schwierig ist.

    Mach es nicht nur um dich zu strafen oder zu verletzen! Ich hab viel mit mir machen lassen und es ist absolut nicht schön. Ich kann mich da nur Nanouk anschließen, auch wenn ich mit Messern und Klingen nicht so viel Erfahrung hab.

    P. sagt "es war mein Fehler" und dabei hat er gar nicht so unrecht. Wenn es ein Fehler war - war es überhaupt einer? Da probieren sich zwei aus, was ist daran ein Fehler? - dann nicht (nur) deiner. Eines beweist es: Du bist nicht leicht zu haben. Denn er hat gemerkt, dass du das alles eigentlich nicht willst, und das heißt schon was.

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  5. bezeichne dich nicht als hure, bitte. das bist du nicht. du lässt das alles mit dir machen, wehrst dich nicht. eine hure würde machen, sie wäre aktiv. aber du bist passiv. das macht dich eher zu einem "opfer" (bitte bloß nicht falsch verstehen) anstatt zu einer hure.
    bestrafe dich bitte nicht...

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