Das beste Mittel, jeden Tag gut zu beginnen, ist: beim Erwachen daran zu denken, ob man nicht wenigstens einem Menschen an diesem Tag eine Freude machen könne.

Freitagabend hatte ich endlich mal wieder was mit meinen Uni-Leuten zu tun, von denen ihr bisher echt wenig gehört habt. Ra. feiert seinen Geburtstag. Und ganz ehrlich: Ra. ist so einer, in den könnte ich mich manchmal ganz schnell verlieben. Nein, nicht weil er übermäßig schön ist. Nein, nicht weil er ein Frauenheld ist. Ja, weil er so unglaublich intelligent, nett und humorvoll ist. Und so, so sorgenfrei. Ra. ist so ein "Don't Worry, be Happy"-Mensch ohne dabei zu nerven, was echt schwer ist bei mir.
Es war meine erste WG-Party. Und es ist tatsächlich wie in den Serien: Rote Becher, gute Musik (kein David Guetta Quatsch) und jede Menge Alkohol. Ich war bei meinem dritten Bier als der Tequilla ausgepackt wurde. Lernfähig wie ich bin, lehnte ich ab. Ein Tequilla-Absturz reicht im Leben. Ich bewundere kurz, wie einige Gäste sich den Tequilla runterkippen können und denke dann daran, dass auch sie das bereuen werden, so wie ich damals. Wenigstens galant mit Salz und Zitrone.

Kurzdarauf finde ich mich auf dem Balkon wieder. Neben mir ein gut-aussehender, blonder junger Mann. Ich würde ihm gerne eine Abkürzung geben, aber ich muss zugeben, dass ich seinen Namen nicht kenne. Traurig, was? Aber manchmal gibt es wichtigeres als Namen. Angetrunken und bei gefühlten Minus tausend Grad unterhielten wir uns über Fußball. Und kurz darauf, dass es nicht sinnvoll ist betrunken an einem Balkon herumzuklettern. Er, nicht ich. Ich bin für sowas viel zu tollpatschig. "Dann musst du mich halt festhalten", sagt er. "Mir doch egal, ob du fällst. Ich kenn dich doch gar nicht", lache ich. Er: "Gut. Dann bleibe ich hier und spiel den König der Welt." Ich: "Ich bin kein Titanic-Fan, also lass irgendwelche Romanzenanspielungen sein". Er versucht wieder auf die andere Seite des Balkons zu klettern. "Okay, jetzt brauch ich aber mal deine Hilfe, sonst kann ich echt nicht zurückkommen." Ich: "Ich will keinen Körperkontakt mit dir", lache ich und halte ihm die Hand hin. "Und wieso unterhältst du dich dann bei Minusgraden mit mir auf einem Balkon?" Ich hatte keine Antwort. Keine schlaue Begründung. "Ich bin hier näher am Bier dran. Das ist ganz praktisch." Er lacht. "Okay, dann gehe ich doch wieder klettern. Das ertrag ich nicht." Er lacht, ich schaue ihn kopfschüttelt und ebenfalls lachend an. "Guck dich doch mal an. Du siehst unglaublich heiß aus, bist humorvoll und unterhältst dich sogar mit mir. Wie soll sich man(n) da bitte keine Hoffnungen machen?" Er lacht. Er hat eine sehr schöne Lache. Sie ist ansteckend, aber nicht nervig. So angenehm, dass man sich wünscht, dass er häufiger lacht. Am besten nie aufhört. Im Laufe des weiteren Gesprächs passiert nichts zwischen uns. Hier und da berühren wir uns zwischendurch. Es war angenehm, nichts schlimmes. Die beste Art einer Party.

"Denise, sag mal, wieso läufst du in der Uni nie so rum?", fragt Ra. "Was genau meinst du?", frage ich. "Ja, guck mal.", er zieht mich vor den Spiegel. "Mega geile Haare, genau die richtige kurze Länge der Hose, ein lässiges Top und eine geknotete Bluse. Und diese Beine. Unfassbar." Er grinst mich an. Ich schau in den Spiegel und sehe mich. Angetrunken. Für meine Verhältnisse ziemlich lang zurecht gemacht. Schlank. Vielleicht nicht voll im Trend, aber wohlfühlend. Ich schau ihn an und grinse auch. "Du weißt ja nicht, was das für Arbeit war." Er schaut schockiert. "Wie? Du wachst so nie auf?" Ich lache. "Du sagst doch selbst, dass ich in der Uni nicht so aussehe." "Nein, Nein. In der Uni bist du genauso schön. Du halt anders." Er muss lachen. "Okay, ich sehs ein. Dann bin ich nur nicht so betrunken." Er legt seinen Kopf auf meine Schulter. "Nee, das geht echt nicht", schreckt er hoch. "Du riechst auch noch gut, man." Ich zieh Ra. an den Spiegel ran. "Also bitte. Tu nicht so, als würdest du das nicht jeden Tag haben. Gut gemachte Haare, sportliches Tshirt. Genau die richtige Jeans ausgewählt und mein Gott, dieses Bier in deiner Hand" Wir fangen beide an zu lachen. "Weißt du, was das beste ist?" Ich schüttele den Kopf. "Die beiden da im Spiegel zusammen." Ich muss lächeln. "Vielleicht irgendwann mal. Wir haben ja noch mindestens 4,5 Jahre miteinander zu tun." Wir einigen uns darauf jeweils ein Vorrecht auf den anderen zu haben und gehen in andere Ecken. Manchmal, ja Manchmal denke ich, ich könnte mich irgendwann mal in dieses Leben verlieben. In meins. Mein eigenes.