Montag, 11. März 2013

And sometimes, against all odds, against all logic, we still hope.

Wir sollen uns im Hörsaal eintreffen, einen Vortrag vierer Matheschüler des Lks in der Stufe über uns hören. Ich mag die Jungs nicht besonders. Ständig lassen sie heraushängen, dass sie es ach so gut können. Aber das war mir egal, ich lese eh irgendwas. Anna und ich setzen uns hinten hin. Zwischen mir und Clara ist ein Platz frei, besser so. Mein Handy vibriert. "Wo seid ihr?", schreibt Maxi. Er kommt immer zu spät, er kann nicht anders. Ich sags ihm. Er kommt rein, sucht einen Platz, sieht mich und klettert neben mich. Nach gut 10 Minuten bin ich so müde, dass ich beinahe einschlafe. Ich lege den Kopf auf den Tisch und schließe die Augen. Der Junge neben dir geht mit jemand anderem. Auch wenn du das nicht so genau weißt, du solltest schonmal daran glauben. Während meine Stimmen mich fertig machen, spüre ich eine Berührung an meiner Hand. Ich öffne meine Augen, sehe auf meine Hand, sehe Maxis Hand, die meine Hand streicht. Ich schließe die Augen wieder. Ich muss träumen. Unweigerlich muss ich lächeln. Ich öffne die Augen wieder und sehe, dass nicht nur ich lächele. Das ist zwar kein Traum, aber vielleicht dennoch eine Lüge.

Im Anschluss bekommen wir unsere Klausuren wieder. Maxi hat Angst davor, dass er die 5+, die noch im Raum steht, hat. Ich muss raus, meine Note bekommen. Mehrere Klassenkameraden hoffen, dass ich die 5+ habe, damit sie befreit sind. Ich habe eine 3+, manche sind enttäuscht, ich bin beinahe erfreut. Maxi zittert weiter. Er setzt sich neben mich, beinahe der ganze Raum ist leer. Ich warte nur noch auf, ja worauf warte ich eigentlich? Auf Maxi? Plötzlich legt er seinen Kopf auf mein Bein. "Denise, ich will nicht die Fünf haben. Gib mir deine Note, bitte.", jammert er. "Du hast die Fünf auf keinen fall", sage ich und streiche ihm durchs Haar. "Ruinier bloß nicht meine Frisur, Liebes", sagt er mahnend. Ich lache:"Wie meintest du letztens: Dein Frisur ist bettabhängig. Das was über Nacht mit deinen Haaren passiert, ist die Frisur am Morgen." Auch er muss lachen. "Das ist Kreativität. Außerdem kann nicht jeder am Montag morgen so gut aussehen wie du." Er guckt von meinem Bein hoch, lächelt verschmitzt und geht raus, um seine Note zu holen. Es kommt mir wie Stunden vor, bis er wieder reinkommt. Ich stehe am Tisch, kann nicht sitzen, der Oberschenkel schmerzt. "Ich hab eine 3-. Keine 5. Ich habe keine 5!", ruft er, grinst bis zu den Ohren und umarmt mich. "Danke", flüstert er. "Ich hab die Klausur nicht für dich geschrieben". "Aber du warst da, während ich gestorben bin." Ich lächele. "Kannst dich ja demnächst mal revangieren." Aber pass auf, Maxi, ich sterbe ziemlich oft.

N. läuft Herrn A. entgegen. Muss das jetzt? Ich will mit ihm reden, du bist eh scheiße. ich muss lachen, über mich selbst. N. spricht Herrn A. an: "Bitte sagen Sie mir, dass ich wenigstens in Philo besser bin als Denise, sonst ist sie unerträglich! In Mathe ist sie einen Punkt besser als ich und plötzlich kann sie lächeln. Das tut sie sonst nie." Herr A. guckt irritiert, sieht mich ein paar Meter hinter ihr stehen. "Denise kann lächeln?! Hast du wenigstens ein Foto gemacht?", fragt Herr A. irritiert. N. schüttelt den Kopf. "Ist Ihnen eigentlich egal wie es mir geht?" "Egal ist das falsche Wort. Denise ist nur wichtiger. Und die Klausuren habe ich sowieso noch nicht fertig.". N. stürmt den Gang entlang hinaus. Herr A. und ich gehen aufeinander zu. "Sie glauben doch nicht echt, dass N. eine Chance hat besser zu sein als ich, oder?", frage ich. Herr A. schüttelt den Kopf. "Ich glaube es nicht, aber ich trete ja nicht in N. rein, wenn sie offensichtlich am Boden liegt." Ich lache. "Sie liegt nicht am Boden. Sie suhlt wie jeden Tag einfach nur im Dreck und wälzt sich da rum." Herr A. schaut mich an. "Heute etwas angriffslustig?" Ich lache. "Kennen Sie das, wenn man weiß, dass etwas nicht möglich ist und niemals anhaltend wird, man aber die wenigen Minuten, Stunden so sehr zum Atmen braucht, dass jeder Zug wehtut?" Er nickt. "Wahrscheinlich darf ich nicht wissen, worum es genau geht oder?" Ich schüttele den Kopf. "Nein, das wäre zu abstrakt. Außerdem hält es ja nicht lange an." Er verzieht das Gesicht. "Manche Dinge ändern sich wohl nie was." Er geht weiter. Es wäre schön, wenn sich manche Dinge nie ändern würden. Leider sind das meistens die falschen.

2 Kommentare:

  1. Freut mich immer wieder, wenn ich mal was Schönes von dir lese ;)

    J.

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  2. hmmm, irgendwie finde ich das Verhalten von Maxi recht ambivalent. oder wie siehst du das?

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