Niemals schweigen diese Stimmen. Niemals ist es still in mir. Wenn ich schlafe. Wenn ich wache. Wenn ich selber reden will. Hör' ich nur sie.

1,5 Stunden Schlaf diese Nacht. Um 6 Uhr bin ich endlich eingeschlafen. Um 7:30 Uhr schreibt Maxi, weil er danach in die Nachprüfung musste. Ich bin für ihn da. Noch einmal einschlafen würde ich sowieso nicht schaffen. Es macht mich Wahnsinnig. Ich hätte noch mehr trinken sollen, dann wüsste ich nichts mehr davon. Nicht mehr, dass seine Hand meinen Rücken herunterglitt, nicht mehr, dass seine Hand unter meinem Kleid war. Ich lag die ganze Nacht lang wach und dachte darüber nach, dass es nur ein Kuss war. Nichts wichtiges. Aber da ich auch nichts wichtiges bin, passen ich und meine Erinnerung ganz gut zusammen, momentan.

Seit heute morgen schreibe ich mit Maxi und jetzt gerade ist mir danach, einfach abzuhauen. Weit weg, nie wieder hier. Wir reden über den Abiball. Wir reden über sein Outfit und dass er sich im Anzug unglaublich unwohl fühlt. Ich rate ihm seine erste Outfit-Idee zu nehmen, als Scherz nehme ich die Begründung, dass es besser zu meinem Outfit passt. Er antwortet nicht. Ich füge schnell hinzu, dass es ein Scherz war. Er antwortet mit "Puh" und einem Lachsmiley. Er meint das auch nicht ernst, zumindest nicht bösartig ernst. Aber es war das gefundene Fressen für meine Stimmen. "Privat ist er nett zu dir. Aber vor seinen Freunden?", "Er hat dir niemals verziehen. Man kann niemandem verzeihen eine Fremde Zunge in sich gehabt zu haben.", "Friss noch ein bisschen mehr, dann wirds besser.", "Huure, Huure, Huure", "Allein, ewig allein. Aber nichts anderes hast du verdient.", "Vielleicht solltest du Benny anrufen? Der fand dich zumindest betrunken heiß genug", "Kein Kerl mag Mädchen, die anfangen zu heulen, nur weil was falsch lief."

Ich halt das nicht mehr aus. Sie sollen schweigen. Sie sollen den Mund halten. Sie sollen nicht das aussprechen, was ich sowieso schon denke. Ich esse nicht. Ich schlafe nicht. Ich finde mich nicht schön/dünn/toll. Ich zerstöre ständig Freundschaften. Ich lasse niemanden an mich ran. Ich habe etliche Narben am Körper. Ich vermisse alles. Ich weine tagelang. Ich habe Angst vor Körperkontakt. Ich wünsche mir den tot. Was zur Hölle wollt ihr stimmen noch? "Erst deinen Verstand, dann dein Herz und dann deine Existenz", flüstern sie.