Freitag, 19. Februar 2016

Das ist der Zauber auf versunknen Tagen und ist der Quell des grenzenlosen Schönen, denn wir ersticken, wo wir uns gewöhnen. Du darfst dich nicht so trostlos drein versenken, nicht unaufhörlich an das eine denken.

Ich kann nicht mehr ohne dich aufstehen, weil das erste, was ich lese, ist deine Nachricht am Morgen. Wie du dich nach meinem Schlaf erkundigst und, ob ich denn den ersten Kaffee schon hatte. Meist schreiben wir dann den ganzen Morgen, bis wir entscheiden, ob wir zur Uni fahren oder nicht. Selten fährt einer, selten fährt keiner, meistens fahren wir beide. Natürlich sieht es wie Zufall aus. "Du hier?", fragst du meistens und grinst süffisant, während wir uns an den immergleichen Platz setzen. Nebeneinander. Du links, ich rechts. Du quälst dich durch Statistik, ich habe größte Freude an Schopenhauers Kant Kritik. Gegen Nachmittag trennen wir uns oft. Du fährst nach Hause, ich sag, dass ich noch vor habe zu lesen, doch kurz nach dir fahre meist auch ich. Kurz nachdem du deinen Zehn-Minuten-Weg nach Hause hinter dich gebracht hast, schreibst du mir wieder. Du erzählst mir immer, was du tust. Ich frage mich immer, warum du das tust. Willst du, dass ich alles weiß? Willst du, dass ich dir vertraue? Immer wieder provozierst du mich, dass ich dir einen Text von mir schicken soll. Immer wieder sagst du, wie du festgestellt hast, dass du talentfrei bist und deshalb nicht schreibst. Ich denke, du solltest schreiben, aber du hörst nicht auf mich. Irgendwann nachts schicke ich dir einen alten "Schreibwettbewerbs"-Text. In dem Moment erklärst du mir, dass du deswegen nicht weiternerven willst. Dann schreibst du mir, dass du den Abend nicht zuhause bist. Bist du bei ihr? Und bin ich nicht das Mädchen, ohne Namen? Fragt N. sich das auch manchmal? Es ist spät. Du schreibst mir. "Vielen Dank für deine Mail. Freue mich mega, wenn ich da morgen rein gucken kann.", dann sagst du, dass du nicht mehr viel am Handy bist und bis morgen. So wie jeden Morgen? Wie lange soll das noch so gehen?


Murmeltiertag. Jeden Tag aufs neue. Glück, Herzschlag, Ich und du. Du und Ich. Selten sie, selten wer anders, meistens wir. Du schreibst immer wieder, wie sehr du dich freust mich zu sehen. Wir reden so offen. So als hätten wir nichts zu verlieren. Haben wir das? Du schon. Ich nicht. Wir unterhalten uns darüber, dass manche Dinge ungesagt bleiben sollten und man sie trotzdem sagt. Das passiert uns beiden ständig. Dir und mir. Mir und dir. Und plötzlich schreibst du mir, dass du jetzt meinen Text liest. Ich habe ehrliche Angst. Nicht, dass du mich dann nicht mögen würdest, aber du hälst mich für intelligent. Weil du in keiner weise weniger Wissen hast als ich. "Ich glaube es dauert noch etwas. Sage dann nachher Bescheid", schreibst du und ich stocke. "Du kannst auch einfach sagen, wenns Mist ist. Ich meine, du stimmst mir dann nur zu" - "Wenn es Mist wäre, würde ich mir weniger Zeit nehmen, nicht mehr", schreibst du und insgesamt warte ich eine gute halbe Stunde bis du wirklich schreibst.

Was dann folgte, war der erste Moment, der mich richtig umgehauen hat. "Du hast mich ziemlich überrascht. Ich weiß nicht, ob ich qualifiziert bin meine Meinung abzugeben. Aber es war ausgesprochen interessant und mir hat es im Gegensazu zu dir ziemlich gefallen. Einige Sachen haben richtig hervorgestochen, die einfach stark formuliert oder der Gedanke gut war. Aber es waren auch, ich glaube, drei Stellen, wo ich nicht wirklich wusste, was es mir sagen sollte. Darf ich da demnächst noch was zu fragen? Obwohl ich verfechter fröhlicher Texte bin, ist übrigens die Atmosphäre auch echt nice. Vorallem fand ich das ganze irgendwie nicht so 0815. Ich mag das, wenn ich nicht weiß, was passiert. Und dann gibt es diese eine Stelle von der ich nicht weiß, ob ich sie gelungen finde oder nicht. Das hat mich verwirrt, denn normalerweise habe ich zu allem mindestens eine Meinung. Ich hoffe echt, dass du weiterschreibst, weil deine Gedankengänge interessant sind. Auch wenn ich nicht schlau genug für deine Metapher bin." Gerade wollte ich antworten, als die nächste Nachricht kam. "Ich sollte ja eigentlich aufhören, meine Nachrichten zu korrigieren, aber ihc hoffe, du verstehst, dass ich den Text mochte :) Vielleicht frage ich dich echt demnächst mal dazu aus" Danach geht er noch auf viele verschiedene inhaltliche Dinge ein. Und ich sitze vor dem Handy und versteh wie sooft in den letzten Tagen die Welt nicht mehr. Nach der großen Textanalyse gehst du abends schlafen: "Danke nochmal für deinen Text. Nicht nur weil es mir echt Spaß gemacht hat den zu lesen, sondern weil das natürlich auch was persönliches ist, was man vielleicht nicht jedem gibt. Habe mich auf jeden Fall sehr gefreut." 

Murmeltiertag. Du schreibst, wir gehen in die Uni. Diesmal sitzen wir 6 (!) Stunden einfach nebeneinander. Wir sprechen jeden Gedanken aus, der uns in den Sinn kommt, als müssten wir uns nicht schämen. Dann redest du vom Urlaub in Teneriffa. Ich frage fast, ob du mit ihr fliegst, aber sage, dass ich mich für dich freue. Darauf fragst du, ob du jemals wieder, was zu lesen bekommst. Ich sage das hängt vom Text an. Du fragst spöttisch, ob ich nicht meine Gedanken für dich dokumentieren kann. Ich sage, ich könnte, aber machs nicht. Du schaust mir in die Augen und lachst. Dieses wundervolle Lachen. Sehen wir uns Montag, fragst du beim verabschieden. Ich nicke. Klar so wie immer. Du und ich. Ich und du.

2 Kommentare:

  1. Ich liebe es, das zu lesen, ehrlich. Es ist so schön, aber die Unsicherheit quält, ich weiß genau, wie du dich fühlst. Ich wünschte trotzdem, es wären mehr Menschen so aufmerksam wie die Person, von der du erzählst, das sind nämlich die wenigsten, wenn du mich fragst. Aber die Dinge, die er sagt, sind so liebevoll und soft.
    Ach, ich würde es dir so sehr gönnen, wenn sich daraus etwas entwickelt.

    AntwortenLöschen
  2. Schopenhauers Kant Kritik würde mich auch interessieren, womöglich auch begeistern...
    es liest sich wie das leben vor 10jahren, gott war das schön, anderseits wie traurig, wie hoffnungslos diese welt sich entfernt hat.. aber es gab se, es gibt sie, wie man an euch sieht... N. wird es ne mea aufhalten können. sicher. so sicher wie dass ein nicht intelligenter mensch kein mathestudium abschließen würde. gott es is so schön. die eine herzhälfte lacht, die andere weint für neid.
    die texte würden mich auch interessieren

    AntwortenLöschen