Freitag, 5. Februar 2016

Du schaust mich an und ich versuch dir auszuweichen. Wollen uns verändern aber bleiben doch die Gleichen. Unsere Gespräche enden nur mit Fragezeichen

Seit gestern Abend dieses mulmige Gefühl im Bauch. "Ach quatsch, das kann nicht sein", lache ich es weg. Zumindest nach außen hin, ist es nicht erkennbar. Innerlich zerbricht wieder etwas. Doch wenn Scherben zu einem Scherbenhaufen dazu kommen, ändert sich nichts. Fahre zur Uni, dem Platz den ich am liebsten nicht mehr gesehen hätte in dieser Woche. Ich hatte J. versprochen ihr etwas vorbeizubringen. Ich gehe nur einen einzigen Schritt hinein, hinter das mir das rote, mulmige Monster, was das Licht dimmert, damit die Sonne nicht scheint. Es greift an meine Schultern, hält sich fest, damit ich es nicht verliere. Es übt keinen großen Druck aus, es lässt mich nur wissen, dass es da ist. Als wüsste ich das nicht sowieso. Ich setze mich neben J., habe noch gute 1,5 Stunden bis zur Seminarbesprechung. Ich versuche zu lesen, versuche mich zu konzentrieren. Das Monster lehnt sich auf meine Schultern, macht mich klein. "Was willst du?", frag ich es. "Guck doch mal da", antwortet es und nickt zum übernächsten Tisch hinüber. Dort sitzt Tim neben N. (ein Mädchen mit dem er auf jeden Fall zusammen war). Beide lachen. "Siehst du wie glücklich die beiden sind? Siehst du, wieviel schlauer sie ist?" Plötzlich fühlt es sich an, als hätte sich das Monster direkt auf meine Brust gesetzt. Ich bekomme kaum noch Luft. "Man sieht niemanden an, dass man schlau ist", antworte ich und blicke in mein Buch. Seiten, Sätze, Worte, Buchstaben. Alles zerrinnt unter meinem Blick. Wieviel kann man sich wirklich eingebildet haben? Oder sind das dort drüben ehemalige Partner, die jetzt Freunde sind? "Du bist einfach Fehl am Platz,", sagt das Monster und macht sich extra schwer auf meiner Brust. Plötzlich sagt J.: "Denise, es ist so kalt hier. wie kann der Tisch dahinten die ganze Zeit das Fenster aufhaben?" Ich schaue sie an. "Ich finde, es ist hier sehr stickig drin."

Ich trinke meinen Kaffee aus, lege meine Sachen zusammen, verabschiede mich flüchtig von allen, packe meine Sachen in die Tasche. Verflucht, wieso dauert das so lange. Der Gedanke einfach zu ersticken ist riesig. Hinter mir höre ich Tim mit N. reden, sehe wie er seine Sachen neben mir einpackt. "Du hast genug Luft um ihn ruhig zu grüßen", sagt das Monster, was wieder fest hinter mir steht. Ich schüttele den Kopf, nehme meine Tasche, gucke nochmal zu ihm und renne beinahe weg.

Mein Kopf schaltet sich ein, als ich draußen bei niedriger Temperatur im Regen stehe. Ich lasse meinen Kopf in meine Hände fallen. Hat er mich gerade anlächelt und ich bin einfach weggelaufen? Wieviele Freunde habe ich, bei denen man denken könnte, dass da was läuft? Wie oft lache ich mit Menschen? Wieso zur Hölle bin ich bloß so dumm? "Weil du dir etwas ausgemalt hast, bei dem du dir nichtmal sicher warst, dass du es willst. Weil du manchmal an Wärme denkst, obwohl du im Regen stehst. Weil du glaubst, dass Männer immer Hintergedanken haben. Weil du dich lieber mit Vorstellungen beschäftigst, als mit der Wahrheit.", sagt das rote Monster und seine Hände fühlen sich plötzlich wie Trost an auf meinen Schultern.

"Ich bin ein guter Menschenkenner. Ich deute außerhalb von Alkoholeinfluss nie etwas falsch. Ich beobachte. Ich bin gut darin. Und er hat mich zum Kickern mit Freunden eingeladen. Er hat sich im Seminar immer wieder mit mir unterhalten. Er stand mehr als eine halbe Stunde nach dem Seminar mit mir im Regen nur um zu reden. Ich habe nicht gesagt, dass er verliebt ist, aber ich dachte, es wäre aufrichtiges Interesse", jammere ich das Monster voll. Es schaut während der Bahnfahrt aus dem Fenster. "Montag siehst du ihn alleine im Seminar. Bis dahin wird es dir schwer fallen zu atmen. Bis dahin wirst du jede Situation hundertfach überdacht haben. Und dann wirst du ihm sagen, dass du liebend gerne mit ihm kickern gehen würdest und deshalb seine Handynummer brauchst, damit ihr euch verabreden könnt." - "Aber...", starte ich, doch das Monster unterbricht mich: "Es macht keinen Sinn? Weißt du, was keinen Sinn macht? Jetzt wegzulaufen, weil du glaubst etwas gesehen zu haben. Ich weiß nicht genau, was der Kerl gerade mit dir macht, dass du so schnell aufgibst, aber wo ist die glückliche Denise, die sagt, dass er dir gute aber keine schlechte Laune machen kann? Es wird immer wieder Scherben für den Haufen geben und du musst dafür Sorgen, dass sie dich nicht direkt zerschneiden." Das Monster schweigt kurz. "Kopf hoch, du hast dich besonders in den letzten Monaten entwickelt. Du bist nicht mehr das kleine Mädchen, das Angst vor jedem haben muss."

5 Kommentare:

  1. Ein so wundervoller Text. Er spiegelt meine Gedanken wider.
    Weißt du, was ich denke? Wir sind noch so jung, diese unsicheren Gefühle haben ein Recht auf Platz in unserem Leben. Dieses Einbilden, dass da was sein könnte, dass da was draus wird. Das Ausmalen von einer glücklichen Zeit. Die Erfahrung ermahnt uns, wie sehr es weh tun kann, aber wie du schon sagst: Scherben wird es immer geben. Und Zerbrochenes kann so schöne Formen annehmen.
    Du hast dich wirklich entwickelt. Die Angst ist noch da. Das Monster ist noch da. Doch selbst ein Monster hat ein Herz das schlägt? Aber wir lernen damit umzugehen. Weißt du was ich aus der Beziehung mit dem entschlossenen Spieler gelernt habe? Der Mann war 21 Jahre älter als ich, doch wenn er mich mit seiner Verliebtheit angesehen hat, dann war es so, als wäre er 16 gewesen. Wenn wir so Gefühle wie sich Verlieben entwickeltn, werden wir wohl nie sicher werden. Vieleicht gehören Unsicherheit und Verliebtheit zusammen? Ein Paar. Und vielleicht reizt uns eben genau diese Unsicherheit?

    Auch ich bin im Moment sehr unsicher - aber irgenwie genieße ich es, dass irgendwas in meinem Bauch flattert und der Gedanke an jemanden mir ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Selbst dann, wenn es ein nichts bleibt, so freue ich mich darüber, dass ich es nicht verlernt habe mich zu verlieben und mich trotz der Angst nach einem Menschen sehne, den ich liebevoll in die Arme nehmen kann.

    PS: Ja ich werde noch heute oder morgen über den jungen Mann schreiben =)

    In Liebe...Nanouk

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  2. wow, da hab ich ja heute viel (nach-)zulesen hier :p ersmal danke der nachfrage und erinnerung, schöne geste :) geht mir oft ähnlich, man is doch zumindets in gedanken hin und wieder bei den menschen von (früher) hier ;)
    werd wohl jezz zur beantwortung kurz etwas (real-)philosophisch [wenn das kein widerspruch/oxymoron is] ausholen. hab nachm urlaub eine pause von blogger gebraucht und gemacht, d.h. voll&ganz, ne wie sonst, dann zumindest noch die wichtigsten blos mitgelesen, sondern einfach gar ne 1monat blogger geöffnet. und das kam auch weil ich eine neue lebensaufgabe gefunden hab, und ja, das mag belustigend klingen, aber hab einfach nur pokemon gespielt. d.h. normal von 8 bis 16h arbeiten und dann auf einmal um 7h im büro (also 6°° los) und spätestens um 15h nach hause um weiterspielen zu können. wie soll man das nennen? sucht? ja möglw. aber es hat auch ein gefühl gegeben wo ich sage, das ist glück, ne mea und weniger. was gut is. ob es wg dem spiel is oder weil man eine neue aufgabe hat an die man 24/7 denkt, ka. aber letztlich is es wie liebe am anfang, also dieses frisch verliebte, wo du auch von morgens bis abends ne mea an was anderes denken kannst, wo du sozus. brennst dafür, und wo du kaum noch richtig (gedankenlos) schlafen kannst und automatisch früh aufwachst, also am we wars z.b. 7 uhr statt wie sonst 10h und überhaupt auf einmal war vorfreude aufs wochenende, während sonst immer @fr. vorm we? och nö, und wo die freude dann auf montag riesig war, da endlich wieda arbeit und eine aufgabe. so hat(te) sich das gedreht. nichtsdestoweniger, trainiert hab ich natürlich ganz "normal" also 2h täglich noch nach arbeit und am wochenende je 3h ;) und gewicht sollte jezz au wieda wie vorm urlaub sein also +2kg :p naja, und ob ich nochmal in den 3h marathonbereich komme, ka, immo is noch weit weg ;(
    wie waren deine klausuren? was is aus dem bundeswehrmann - überhaupt den jungs geworden? maxi? (falls ich es ne gleich noch lesen werde^^) lg!

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  3. "Doch wenn Scherben zu einem Scherbenhaufen dazu kommen, ändert sich nichts." darüber hab ich zueltz auch nachgedacht und bin genau zum anderen schluss gekommen :D kontext: deutschland hofiert bürgerkriegsflüchtlinge aus syrien und eritrea und will andere aus bosnien etc abschieben. da kann man do nur sagen, wer den größten scherbenhaufen hat, nur der hat eine chance auf ein gutes/besseres leben in einem nicht überbevölkerten g8-land...
    ja, "du hast keinen druck, aber du musst bestehen"^^
    umgekehrt passt dein zitat aber: "Aber man sieht jemandem an, dass er/sie nicht schlau ist" ;)

    männern geht das mit dem "monster" übrigens genauso, wenn ihnen ein mädl gefällt (denn so oft kommt das ja au ne vor, also so richtig und dann sagt das "monster" in jedem, das is wichtig weil besonders). männern würd ich trotzdem au niemals trauen :D (den meisten zumindest)
    grds. geb ich dir recht, mit deiner analyse im regen, doch fand ich in meiner uni zeit nur 2 frauen wirklich toll, wo ich au nach vorlesung aus dem dir beschriebenen/gefühlten interesse noch stand(ne aus uni-technischen), aber das kam weit mehr als 2x vor, und dann war es stets nur uni-technisches interesse. also ja, kann sein, muss aber nicht.
    den optimismus am ende würde ich teilen, nicht aber ohne den zusatz: manchmal hilft eben doch die gedankenlose unbedarftheit(das fehler machen dürfen) des 15jährigen.. ;-) lg!

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