Und während ich eisern, während ich vereist bleiben wollte, schmelze ich einfach vor dir hin. Kurz nachdem ich in den Mathe-Raum gekommen bin, höre ich dich "Hallo" sagen und allein dieses eine Wort lässt mich N. kurz vergessen. Du redest mit mir darüber, dass ich gestern abend meinte, dass ich komisch drauf war. Du verstehst nicht, warum und das ist okay. Das ist eine Herzensangelegenheit. "Steht das mit dem Kaffee denn noch oder willst du nicht?", fragst du vorsichtig. "Natürlich", sage ich und denke mir, dass das ja höchstens 20 Minuten dauern kann.
Wir sitzen in der Cafeteria und trinken den Kaffee maximal 10 Minuten, dann reden und reden und reden. Ich erzähle dir, dass ich eigentlich nie dort sitzen wollte, sondern Autorin werden wollte. Dass ich noch immer Texte schreibe und sie niemandem zeige, weil ich sie nicht gut finde. Dann reden wir über die berühmten 3 Personen, die man gerne treffen würde, die aber bereits tot sind. Und jeder dieser Personen lässt irgendwie einen Blick in meine Seele zu. (Schopenhauer, Kafka, Goethe) Du wunderst dich, dass es nur Schriftsteller sind. Ich sag so ist das mit Liebe, entweder ganz oder gar nicht. Ich denke darüber nach, dass auch Beethoven oder Picasso interessant wären. Wir reden über Hemingway und über Bücher, die man gerne lesen würde oder von denen man begeistert war. Dann erwähnst du einfach deine Freundin, ganz beiläufig. Dann machst du deine üblichen, neckenden Scherze darüber, dass ich mich nur für ältere, schriftstellerische, cholerische/kaputte Genies interessiere. Ich sage, so jemand wollte ich immer sein. Du lachst und fragst, ob du was von mir lesen kannst und ich sage nein, denn niemand darf was lesen.
Wir gehen zurück in den Mathe-Raum. "Darf ich mich gleich zu dir setzen?", fragst du. Ich nicke und gehe vor. Der alte Tisch ist voll und wir setzen uns um. Wir kommen nicht zur Arbeit, weil wir uns immer wieder ablenken. Wo ist eigentlich deine Freundin?, frage ich mich. Eine halbe Stunde später gehst du Essen und fragst, ob ich mitkommen will. "Nee, ich esse nie in der Uni", sage ich. "Aber du musst doch was essen.", sagst du. "Ja, zuhause. Im Gegensatz zu dir kann ich kochen.", necke ich ihn. Er versucht mich noch kurz zu überreden und geht. Und während ich dort sitze, jetzt allein am Tisch, könnte ich fast weinen. Dieses Gefühl, dass ein Uni-Tag perfekt ist und man trotzdem weiß, dass es eine Blase ist. Eine Welt, die N. einfach mal ausschließt. Als gebe es nur dich und mich. Für einen kurzen Moment.
Irgendwann schreibst du mir, dass du es unterhaltsam mit mir fandest. Und dann deinen Nachnamen, damit ich dir eine Mail schreiben kann, falls ich doch was von meinen "Werken" preisgeben möchte. Du bist hartnäckig. Sollte ich das auch sein?
Nachdem ich aus der Uni komme und mir eine Pizza in den Ofen schiebe, da ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte, schreibe ich dir, was du noch so vor hast. Ich dachte, ich bin mal nett. Du fragst, ob ich schon zuhause bin oder noch an der Uni. Ich sage, dass ich nicht den ganzen Tag in der Uni sein muss und mich jetzt meinem Buch widme. Du schreibst, dass du in einer Stunde zum Sport fährst und es "ist leider etwas knapp jetzt noch was zu starten innerhalb von einer Stunde. Du wohnst ja am anderen Ende der Welt. Deshalb fragte ich ob du an der Uni wärst". Ich schaue auf das Handy, mach den Bildschirm aus und sehe, wie die nächste Nachricht kommt. Natürlich du. Immer wieder du. "Oh mein Trainer hat mir gerade abgesagt" Nennt sich das Schicksal oder Demütigung? Ich bin mir nicht sicher. Wir hatten den ganzen Vormittag und Mittag miteinander verbracht. Und auch noch den Abend? Du fragst, ob ich noch mit in eine Kneipe komme, Kickern und so. Du willst gucken, ob noch jemand anderes spontan Zeit hat und sagst, dass einer deiner Nachbarn mitkommt. Ich nehme Anna mit und es fühlt sich an wie das spontanste Doppeldate der Welt.
Den ganzen Abend lachen wir. Du willst mit mir im Kickerteam sein, obwohl ich in den ersten Spielen die schlechteste Leistung aller Spiele abgeliefert habe. Irgendwann sagst du, dass du mit N. seit zwei Jahren zusammen bist. Es war beinahe so, als hätte ich das für eine Sekunde vergessen. Meine Blase platzt und setzt sich sofort neu zusammen. Immer wieder machst du deutlich, dass wir den Tag zusammen verbracht haben. Dass du soviel über mich weißt. Dass du mich so unfassbar schlau findest. Du neckst mich immer wieder, so als wären es Annäherungsversuche. So als wäre da keine N. Irgendwann sagst du, dass du vorhin deine Mails gecheckt hast und gar keine von mir da war. "Glaubst du wirklich, dass ich so leicht zu überzeugen bin?", frage ich. "Nein. Aber ich glaube, dass du Talent versteckst und dich grob unterschätzt", sagst du und wir gucken uns bestimmt eine Minute nur in die Augen. Dann schließt die Kneipe irgendwann. Wir verabschieden uns. Wir sagen, wir schreiben, weil ja jetzt Semesterferien sind. Ich nicke und gehe mit Anna zur Haltestelle.
"Jetzt kennst du ihn", sage ich zu Anna. "Denise, ganz ehrlich: Puh. Ich kann jeden deiner Gedanken verstehen. Und auch, dass du dich in ihn verliebt hast" Ich schaue sie an und schüttele energisch den Kopf. Sie lässt mich nichts sagen. "Streite es ab. Aber ich hab dich das letzte Mal bei Maxi so gesehen. Und es tut mir in der Seele weh, dass da schon wieder so ein Mädchen namens N. ist, aber er versteht deine Witze über Bücher, die ich nichtmal anfassen würde. Er versteht zusätzlich Mathe-Witze. Ihr spielt mit den Worten, als hättet ihr euch vorher ein Drehbuch überlegt." Sie seufzt. Ich lege meinen Kopf auf ihre Schulter. "Wenn ich ein Drehbuch geschrieben hätte, hätte ich N. nicht mit reingeschrieben", flüstere ich und genieße und hasse diesen Abend, diesen Tag, diese Gefühle und dich.
Hallo Denise,
AntwortenLöschenach was für ein Mist, dass der eine Freundin hat. Aber so wie du das beschreibst, finde ich sein Verhalten fast ein bisschen unfair dir gegenüber.
Ich fühle mit dir. Wer weiß, wenn du Kontakt hältst, verliebt er sich in dich und verlässt N. oder er bricht dir irgendwann das Herz. Das ist seine schmale Gradwanderung, die man einfach nicht vorhersehen kann. Keiner von uns. Risiko oder Sicherheit. Das ist eine Entscheidung, die wir beinahe täglich treffen müssen. Ich wünsche dir dabei alles gute - und hey, wir hier sind da =)
In Liebe...Nanouk
kafka und seele, das klingt böse^^ (a.o. @verwandlung..) gut, schopi is au ne viel schöner als größter weltpessimist, aber do iwie schon desw. :p schiller würd ich für goethe eintauschen.. (beethoven=nein; Picasso=nein!)
AntwortenLöschen-> "cholerische/kaputte Genies" = immerhin erweitern die den eigenen horizont oder zumindest haben sie auch so oft die welt gesehn, wie man slebst sie sieht und bestätigen damit das eigene weltbild (was oft stark vom heutigen mainstream abweicht)
"Eine Welt, die N. einfach mal ausschließt. Als gebe es nur dich und mich. Für einen kurzen Moment." so schön. zu schön. beneidenswert. so beneidenswert. zum heulen schön.. die bilder man kennt sie...ach, da lebt man ein zweites mal (mit), auch wenn die realität weit weg und lang vergangen is.. blasen gibts an finanz-&immobilienmärkten - du bist doch keine aktie ;-)
" falls ich doch was von meinen "Werken" preisgeben möchte" will auch. will auch.
"Aber ich glaube, dass du Talent versteckst und dich grob unterschätzt" -> das wiederum würde ich nicht zu jemandem sagen der schopi unter seinen top3 nennt, zumindest als jmd der selbst acuh unendlich viel schopi gelesen hat.. :p
"Wenn ich ein Drehbuch geschrieben hätte, hätte ich N. nicht mit reingeschrieben" -> wenn das drehbuch für dich ist, ja. wenn du damit film-/bucherfolg haben willst, dann muss sie unbedingt drin sein.. gl
Das ist doch wirklich nicht zu fassen, es wäre perfekt, aber er hat eine Freundin,ich hasse so was, da ich diese Momente selber kenne.
AntwortenLöschenGenau wie die Blasen Momente, sie sind so schön, aber sie vergehen auch so schnell.
Und deine Geschichten brauchst du wirklich nicht zu verstecken, da du eine wunderbare Schreiberin bist, das merkt man schon an deinen Einträgen!
Ich beneide dich und dein Talent, heimlich wünsche ich mir, das ich auch nur eines Tages halb so gut schreiben kann wie du!
Ja, sowas kommt stets falsch. Im falschen Moment. Diese "Was-wäre-wenn" Gedanken haben heute wieder versucht mich einzuschließen. Ich habe mich mehrmals ertappt dabei, dass ich auf mein Handy schielte, ob der Grazer mir geschrieben hätte. Zum Glück nicht. Ich habe nichts mehr, was mich an ihn erinnert. Zum Glück. Und auch wenn diese "was-wäre-wenn" Gedanken versuchen ihren Schabernack zu treiben, bin ich standhaft und kann sie jedes Mal fortschicken, ehe ich unter der Last zusammenklappe. Mein Leben ist gut. Und das lasse ich mir von ihm nicht wegnehmen. Aber er hat etwas gesagt, was mich sehr stutzig gemacht hat und worüber ich erst jetzt so richtig nachdenke. Ich habe ihn gefragt, was seine Freundin darüber denkt, wenn er mit mir wieder Kontakt haben will, worauf er meinte, dass es ihm ist egal ist, was sie denkt, solange wir beide wieder Freunde sein würde. Ich hatte Mitleid mit ihr. Das ist nicht fair.
AntwortenLöschenDanke für deine lieben, lieben Worte <3
In Liebe...Nanouk