Du flüsterst Sätze mit Bedacht durch all den Lärm als ob sie mein Sextant und Kompass wär’n.

-"Danke, du hast mich gerettet"-

Eine einfache Sms. Ein unkomplizierter Satz. Aber dennoch hat dieser Satz Bedeutung. Manchmal große, manchmal noch viel größere. Ich hab den Satz noch nicht oft in meinem Leben gehört. Zumindest nicht so, dass er mir in Erinnerung geblieben wäre. Also um 12 Uhr heute dieser Satz kam, fühlte ich mich gebraucht. Ich fühlte mich, als hätte ich endlich mal etwas sinnvolles getan. Und dabei war es etwas verbotenes. Ich denke den ganzen Morgen darüber nach. Heute werden die Deutsch-Abitur-Prüfungen geschrieben und ich bin nicht dabei. Jeder meiner Lehrer wunderte sich als er oder sie hörte, dass ich keinen Deutsch-Lk gewählt habe. Mathe und Info, was für eine Kombination. Im Nachhinein habe ich es oft bereut. Heute nicht mehr. Nicht, weil ich dann zwei Klausuren hintereinander geschrieben hätte, nein, sondern weil meine Schullaufbahn sich richtig anfühlt.
So sitzen viele hundert Schüler meiner Schule nun heute im einem Raum und schauen auf ihre Blätter, rotten dabei einen halben Regenwald aus, um ihre Gedanken auf Papier zu bringen. Um für ihre Zukunft zu sorgen. Maxi ist auch einer davon. Er sitzt dort und ich weiß, dass er sich Gedanken macht. Er ist nicht so gut in Deutsch, ich schon. Ich hab ihm gestern Abend per Sms versucht alles beizubringen, was er zu Sachtextanalysen wissen muss, aber ich weiß nicht, ob das reicht.
Um Viertel vor 12 Uhr, kam eine Sms. Über Sprachkritik, über Veränderungen der deutschen Sprache und deren Gründe. Er braucht Hilfe und er weiß genau, dass ich ihm helfen kann. Ich denke nicht eine Sekunde nach, ob ich antworten sollte. Ich antworte einfach, helfe ihm. Und rette seine Zukunft, seine Klausur, hoffe ich.

-"Und wann rettest du mich?"- hätte ich antworten sollen.