Donnerstag, 13. September 2012

Der alltägliche Schulalltag.

Ich lauf die Treppe hoch. "Du siehst fast so leidend aus wie Jesu am Kreuz. Allein dein Blick". Er versucht meinen Blick nachzumachen, schaffts aber nicht. "Nee, noch leidender. Und lassen Sie bitte diese religiösen Motive weg." "Wer ist Schuld daran, abgesehen von dir natürlich?" "Sie, natürlich." "Ich? Wieso?" "Ich hab mich den ganzen Tag auf Philosophie gefreut und was machen wir mit einem anspruchsvollen Text von Platon? Wir malen ein Bild, ein BILD" "Hm. Wars so schlimm?" "Grässlich. Richtig grässlich. Und am schlimmsten: dann kommen immer noch so Sätze wie: Ja, Denise, natürlich ists langweilig, wenn man nicht mitmalt. Sie haben doch nicht wirklich geglaubt, dass ich male, oder?" "Das war nur Spaß und das weißt du auch, aber der Kurs ist eben nicht wie du." "Wie ich?" "Ja, überreif für dein Alter, zu intelligent, jeden Text liebend und beinahe mehr wissend als ich." "Schleimer." "Erst bin ich der Böse, dann bin ich nett und ein Schleimer. Kann ich es dir irgendwie Recht machen?" Bringen Sie alle Menschen um. Bringen Sie A. her, den sie nicht kennen. Bringen Sie mich um. Machen Sie ganz viel Einzelunterricht mit mir. Alles egal, hauptsache, lassen sie mich bitte, bitte nicht fallen nach diesem Schuljahr. "Ja, machen Sie ihren Job wie gewohnt besser als ihre Kollegen, dann bin ich glücklich." "Glücklich? Aber auch nur, was die Schule angeht." "Sie müssen es ja wissen." "Ich verstehe dich nie, oder?" "Nach dem Abi, vielleicht." Wir trennen uns. Er geht nach Hause, ich zu Englisch. Er läuft plötzlich an mir vorbei mit den Worten: "Keine Sorge, ich lauf dir nicht hinterher, so ein Stalker bin ich nicht. Ich wär viel unauffälliger. Ich habe nur meinen Regenschirm vergessen." Könnte man ein Herz nur so einfach wiederholen wie ein Regenschirm, kam mir in den Sinn. Ich müsste nur eben bei A. vorbeifahren, ganz kurz. Reinplatzen, mitnehmen, geiler Abgang. Haha, dafür müsste ich ihn ja überhaupt erstmal sehen. Ebenso leidend wie die Menschheit mich zum Leiden bringt, setze ich mich in Englisch.

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